Die Opec macht Ölaktien wieder interessant
Der Ölpreis beeinflusst die Wirtschaft und die Kapitalmärkte wie kein anderer Rohstoff. Verbraucher bemerken Veränderungen nahezu täglich beim Tanken und bei ihrer Energierechnung. Und hier ging es 2018 hoch und runter. Dabei prognostizierten Analysten zu Beginn des Jahres eigentlich kaum größere Preisausschläge.
Seit dem zweiten Quartal trieben das mit 3,6 Prozent starke Weltwirtschaftswachstum und die damit verbundene Ölnachfrage sowie die US-Sanktionen gegen den Iran die Preise nach oben. Seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte die Entwicklung Ende September. Ein Fass des amerikanischen Öls der Sorte WTI kostete knapp 80 US-Dollar. Dann kam die Wende. Die OPEC erhöhte die Förderung, die Nachfrage ging zurück und Hedgefonds bauten spekulative Positionen ab. Die Stimmung an den Märkten drehte in kurzer Zeit stark nach unten und führte zu einem extremen Preisverfall bis auf knapp 50 US-Dollar. Mitverantwortlich für den starken Ölpreisrückgang im November war die US-Frackingindustrie. Durch die schwer nachvollziehbare Ausweitung der Produktion wurde das Ölangebot wesentlich größer als angenommen.
Derzeit ist die Situation am Spotmarkt sehr unübersichtlich. Es ist davon auszugehen, dass die USA weiterhin maximalen Druck auf den Iran ausüben werden und damit das weltweite Angebot eher zurückgehen wird. Dabei stecken viele Rohöl produzierende Länder in einem Dilemma. Vor allem Saudi-Arabien benötigt einen Ölpreis zwischen 80 und 100 Dollar, um seinen Staatshaushalt ausgeglichen halten zu können. Der amerikanischen Frackingindustrie reichen hingegen Marktpreise von 45 bis 50 Dollar, um profitabel zu arbeiten.
Opec will Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen
Auf der turnusgemäßen OPEC-Sitzung Anfang Dezember in Wien beschlossen die Mitglieder eine Drosselung der Fördermengen. Vor allem die Saudis und die Vereinigten Arabischen Emirate haben deutlich zu erkennen gegeben, dass sie den Markt im Gleichgewicht halten wollen. Die schmerzhaften Verluste, die 2014 durch den niedrigen Ölpreis von unter 30 US-Dollar entstanden waren, haben in den Staatshaushalten der arabischen Halbinsel ihre Spuren hinterlassen. Die OPEC will nicht wieder die gleichen Fehler machen. Darüber hinaus dürfte die durch Terminspekulationen stark beeinflusste Markttechnik in den nächsten Wochen keine stärkeren Auswirkungen auf die Preisentwicklungen haben. Die Kontraktpositionen sind im November um die Hälfte gefallen.
Dies alles spricht zunächst für steigende Rohölpreise. Anders hingegen sieht es aus, wenn der Preis nicht wegen des gedrosselten Angebotes steigt, sondern die Weltkonjunktur stärker zurückgeht. Danach sieht es aber, trotz aller Marktverwerfungen der letzten Wochen, nicht aus.
Fazit: Vor dem Hintergrund bevorstehender Förderkürzungen ist davon auszugehen, dass sich die Preise in den nächsten Monaten deutlich erholen werden. Die ebenfalls unter Druck geratenen Ölaktien bieten daher interessante Kaufgelegenheiten bei bekannt stabiler Dividendenqualität.
Über den Autor
Wolfgang Köbler kann auf eine klassische mehr als 35-jährige Karriere in der Finanzbranche zurückblicken. Nach verschiedenen Führungsaufgaben im Privatkundengeschäft war er zuletzt als Direktor im Wealth Management der Dresdner Bank AG tätig. Berufsbegleitend studierte er in den 80’iger Jahren an der Bankakademie und ist heute noch ehrenamtlich im Prüfungswesen der IHK tätig. Den Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit bildete immer die ganzheitliche Betreuung seiner Kunden. Seit 2005 ist Wolfgang Köbler Partner und Vorstand der KSW Vermögensverwaltung AG in Nürnberg. Neben dem Management eines Family Office widmet er sich der individuellen Betreuung von diskretionären Vermögensverwaltungsmandaten. Nebenberuflich fungiert er als Aufsichtsratsmitglied einer börsennotierten Gesellschaft und Finanzvorstand für eine kirchliche Institution.