Nachhaltig Geld anlegen: Gutes Gewissen, gute Rendite?
Wer vor vier, fünf Jahren einen Nachhaltigkeitsfonds kaufte, investierte damit fast automatisch einen großen Teil des Anlagebetrags in Windkraft- und Photovoltaik-Unternehmen. Doch gerade deren Kurse stürzten ab, als die Subventionen ab- und die Konkurrenz aus China und Indien zunahmen. Jetzt, nach der Bereinigungswelle in der Branche der erneuerbaren Energien, erscheinen viele Nachhaltigkeitsfonds wieder attraktiv bewertet.
Der Begriff Nachhaltigkeit spielt in der Geldanlage seit Jahren eine wachsende Rolle. Waren 2003 gerade mal rund 100 Fonds unter dieser Vorgabe aktiv, kann der Anleger heute auf einen von ca. 380 im deutschsprachigen Raum zugelassenen Nachhaltigkeitsfonds zurückgreifen. Das Volumen der Publikumsfonds ist in dieser Zeit von ca. 3 auf mehr als 34 Milliarden Euro angewachsen.
Als nachhaltige Geldanlage verzeichnet man verantwortliches, ethisches, soziales und ökologisches Investment, sowie die Anlageprozesse, die bei der Analyse den Einfluss von Kriterien wie Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung einbeziehen. Immer mehr Anleger lehnen es ab, dass mit ihrem Geld beispielsweise mit Lebensmitteln spekuliert, Kinderarbeit gefördert oder die Rüstungsindustrie unterstützt wird.
Prinzipiell ist unter der Maßgabe nachhaltigen Investierens fast alles möglich, was auch in der konventionellen Geldanlage angeboten wird. Sparkonten, Tages- und Festgeldanlagen bieten in Deutschland zwar nur eine Handvoll Kreditinstitute, die Nachhaltigkeitskriterien einhalten. Bei Renten, Aktien und Fonds ist die Auswahl aber deutlich größer. So wurden erst kürzlich fünf Dax-Konzerne für Nachhaltigkeit ausgezeichnet (Adidas, BMW, Henkel, SAP, Siemens).
Doch ist nachhaltige Anlage auch rentabel? Werfen wir einen Blick nach Norden: Der Pensionsfonds Norwegens hat seit 2004 rund 400 Milliarden US-Dollar nur nach streng definierten Nachhaltigkeitskriterien investiert. Seither hat sich der Wert des Fonds nur in einem Jahr schlechter entwickelt als der eines nach herkömmlichen Regeln definierten Vergleichsindex.
Private Anleger können über die bekannten Finanzportale recht einfach eine Auswahl von vielversprechenden Aktienfonds aus den Bereichen Ethik/Ökologie finden. Die Besten dieser Kategorie konnten über die vergangenen drei Jahren kumuliert eine Performance von über 50 Prozent einfahren. Damit stehen sie der konventionellen Konkurrenz kaum nach. Aber auch nachhaltige Rentenfonds schafften in den vergangenen Jahren nicht selten zweistellige Renditen. Mit Fonds wie dem Sarasin Sustainable Portfolio-Balanced (EUR) z. B. erwirbt der Anleger ein ausgewogenes Portfolio aus Aktien und Renten, das ihn von der aufwändigen Einzeltitelauswahl befreit.
Während der Anteil von institutionellen Investoren in den vergangenen zwei Jahren rückläufig war, dürfte sich das Bild in den nächsten Jahren wenden und ein Großteil des neu anzulegenden Volumens in diesem Anlagesegment von Institutionellen kommen.
Fazit:
Mit unterschiedlichen Anlageinstrumenten lässt sich viel im Sinne von Nachhaltigkeit erreichen. Die Renditen stehen den traditionellen Anlageformen kaum nach. Die deutlich wahrnehmbare Nachfrage neuer Investorengruppen könnte durchaus zu einer Outperformance der Aktien und Bonds aus den Sustainable Indices führen. Allerdings gilt auch hier: Die Mischung macht’s. Streuen Sie das Risiko über verschiedene Anlageklassen, Regionen und Branchen.
von Manfred Rath
Über den Autor
Manfred Rath ist seit mehr als 35 Jahren im Vermögensanlagegeschäft tätig. Bereits nach der Ausbildung ging er den klassischen Weg zum Wertpapierspezialisten in der damaligen Bayerischen Vereinsbank. Dort übernahm er auch die Leitung eines Teams in der Nordoberpfalz, bevor er nach 27-jähriger Zugehörigkeit zur BHF BANK wechselte. In diesen 6 Jahren bei der Privatbank war der Schwerpunkt erneut die Vermögensanlage und -allokation sowie die stellvertretende Leitung der Niederlassung Nürnberg. Seit Juli 2012 ist er als Portfoliomanager für die KSW tätig.