Gold und Silber lieb ich sehr, …
Schon 1828 hat der „Visionär“ Ferdinand Alexander August Schnezler den Wert des glänzenden Metalls erkannt und musikalisch für die Nachwelt dokumentiert. Und auch Dagobert Duck hat dieses Lied immer dann angestimmt, wenn er in seinen Tresoren glückselig ein ausgiebiges Bad genommen hat.
Wenn man sich dieser Tage die Stimmung einiger Goldhändler anhört, dann könnte man allerdings meinen, mit dem Glanz des Metalls ist es bald aus und vorbei. Durch die Herabsetzung der Höchstgrenze für anonyme Bartransaktionen auf EUR 2.000,– auch bei Edelmetallen zum Anfang des kommenden Jahres sehen viele vor allem kleinere Goldhändler ihre Existenz gefährdet. Das mag im Einzelfall sogar zutreffen, aber den Goldpreis wird diese Umsetzung einer EU-weiten Richtlinie zur Geldwäschebekämpfung nicht wirklich unter Druck setzen.
Ein deutlich größeres Erschütterungspotenzial für den Goldpreis hat sicherlich das Auslaufen des vierten Goldabkommens am 26. September 2019. Das im Jahr 1999 von ursprünglich 15 europäischen Notenbanken unterzeichnete Abkommen sollte die fast 20-jährige Talfahrt des Edelmetalls stoppen, die auch durch umfangreiche Verkäufe von Notenbankbeständen befeuert wurde. Nach weiteren 20 Jahren ist die EZB nun der Meinung, dass sich nach einem fast Verfünffachen des Goldpreises das Abkommen erübrigt hat, zumal die Notenbanken weltweit seit geraumer Zeit zu Netto-Käufern des Metalls wurden und der Goldmarkt mittlerweile auf sehr breiten Füßen steht. Wie es hingegen um die zukünftige Transparenz der Goldströme steht, das wiederum steht auf einem anderen Blatt.
Wenn man sich den lediglich moderaten Goldpreisrückgang seit dem 26. September anschaut, dann erscheint die Argumentation der EZB durchaus schlüssig. Es zeigt sich, dass der Goldpreis weiterhin und auf absehbare Zeit vor allem dadurch unterstützt wird, dass die Opportunitätskosten, also das Zinsniveau für risikoarme Alternativanlagen, extrem niedrig sind. Und in Phasen sehr niedriger oder gar negativer Realzinsen hat das gelbe Metall zumeist deutlich nach oben tendiert. In Relation zur Entwicklung anderer realer Vermögenswerte (Aktien und Immobilien) besteht trotz zwischenzeitlicher Höchststände (in EUR) ohnehin deutliches Nachholpotential.
Ein weiterer Preistreiber, der für Gold ebenso gilt wie für andere Vermögenswerte, ist die starke Nachfrage und dabei meine ich nicht das saisonale Weihnachtsgeschäft. Gemäß dem World Gold Council haben die Notenbanken weltweit alleine im ersten Halbjahr 2019 netto ca. 374 Tonnen Gold erworben. Dieser Trend reicht nun schon zurück bis in das Jahr 2009. Woran aber liegt dieser „Gold-Hunger“ der Währungshüter? Auch wenn sie es offiziell nie so ganz zugeben würden: eine Risikovorsorge für die Zeit, in der die Stützungsmaßnahmen der Notenbanken die aufgeschobenen Probleme (Geldentwertung, aufgeblähte Schuldenberge, Stützen von „Zombie-Unternehmen“) nicht mehr übertünchen können, lässt anscheinend auch die Währungshüter besser schlafen! Im Falle Chinas und Russlands, die zuletzt sehr aktiv am Goldmarkt waren, hat das Ganze auch noch eine politische Dimension: „Dank“ der Androhung des selbst ernannten schlauesten US-Präsidenten aller Zeiten von Sanktionen bis hin zum Ausschluss vom US-Anleihemarkt als Refinanzierungsquelle, sehen sich beide Staaten nach alternativen Währungsreserven um und sind auch bei Gold fündig geworden. Bei bis dato lediglich ca. 2% (China) bzw. 18% (Russland) Anteil an den Gesamtreserven lässt sich erahnen, welches Nachfragepotenzial hier noch schlummert.
Ich denke, der (Gold-) Lack ist noch lange nicht ab!
Über den Autor
Seit mehr als 30 Jahren fühlt sich Udo Rieder dem Wertpapiergeschäft verbunden. Der Ausbildung bei der Deutschen Bank AG in Nürnberg folgten Einsätze als Investmentmanager in Lübeck und Genf, wo er das internationale Geschäft sehr wohlhabender Klienten betreute. Seine Rückkehr nach Deutschland führte ihn über die Leitung der Vermögensverwaltung für Nordbayern hin zur Verantwortung für die Investmentmanager im neu gegründeten Geschäftsbereich Private Wealth Management. Im Jahr 2008 ist er zur UBS Deutschland AG gewechselt, um die neu zu eröffnende Niederlassung Nürnberg mit aufzubauen. Seine berufliche Tätigkeit wurde flankiert von berufsbegleitenden Studien an der Bankakademie und der European Business School. Zudem ist er zertifizierter Eurex-Anlageberater. Im Januar 2015 trat Herr Rieder als Gesellschafter der KSW bei, um seine Kunden als Portfoliomanager weiterhin individuell zu betreuen.