Musikrechte rocken das Depot
Wer kennt sie nicht, diese ikonische Liedpassage; „Money, Money, Money – must be funny, in the rich man’s world“? Der Song von 1976 wurde einer der erfolgreichsten ABBA-Hits und machte die schwedischen Pop-Giganten wohl noch ein gutes Stückchen reicher. Doch man muss kein Rock- oder Popstar sein, um mit Musik Geld zu verdienen. Ein gutes Händchen beim Investment in Musikrechte reicht schon. Das geht auch über börsennotierte Unternehmen und über einen britischen Fonds.
Ich selbst habe es ja nie über den kindlichen Blockflöten-Spieler hinausgeschafft, aber durchaus davon geträumt, als berühmter Rockstar einmal ganz viel Geld zu verdienen. Und als ich anlässlich des Wetten-Dass-Revivals in unserer schönen Heimatstadt den Männern von ABBA so gelauscht habe, erinnerte ich mich daran, dass die Band vor einigen Jahren ein Milliardenangebot von Sony für ein Comeback ausgeschlagen hatte. Wieviel Geld muss also nun geflossen sein, dass es sich die Schwedenkapelle doch noch anders überlegt hat?
Bereits im Jahr 1985 hat kein Geringerer als der King of Pop, Michael Jackson, für Rechte an 251 Songs der Beatles die damalige Rekordsumme von 47,5 Mio. $ gezahlt. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Inflationsrate von 2% p.a. ergäbe sich ein heutiger Gegenwert von unter 100 Mio. $. Im Vergleich zu den aktuell aufgerufenen Preisen für Musikrechte geradezu ein Schnäppchen!
Dylan-Songs für 300 Mio. $
Angesichts des Erfolgs von Musik-Streaming-Diensten wie Spotify, Apple Music, Deezer und Co., der Musik für den Konsumenten immer günstiger machte, könnte man annehmen, dass der Wert von Musikrechten in den letzten Jahren geradezu implodiert ist. Genau das Gegenteil aber war zuletzt zu beobachten.
So hat zum Beispiel der amerikanische Singer-Songwriter Bob Dylan im Dezember 2020 die Rechte an seinen Liedern für geschätzte 300 Mio. $ an die Universal Music Group verkauft! Und bei dem spektakulären Deal im Jahr 2016, als Beatles-Rechte in einem Paket mit anderen Dylan-Songs und Titeln weiterer bekannter Künstler (u.a. Lady Gaga) für 750 Mio. $ bei Sony landeten, rieb sich so manch einer verwundert die Augen.
Erst kürzlich sorgte die Rock- und Soul-Diva Tina Turner für Schlagzeilen, als sie bekanntgab, all ihre Musikrechte an BMG (Bertelsmann) zu veräußern. Bei über 180 Millionen verkauften Tonträgern inkl. zahlreicher Nummer 1 Hits kann man erahnen, wieviel Geld in die Schweiz geflossen ist. Die Aufzählung ließe sich um einige berühmte Künstler erweitern. Fakt ist, dass im Jahr 2020 Musikrechte für geschätzte 4 Mrd. $ den Besitzer gewechselt haben. Und in diesem Jahr wird der Umsatz voraussichtlich noch einmal zulegen.
Streamingdienste, klassische Labels oder Fonds-Investment?
Als Anleger kann man entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Musikindustrie investieren. Als Streaming-Dienst ist z.B. Spotify an der Börse notiert. Von den klassischen Music-Labels, die als Käufer von Musikrechten in Erscheinung treten, sind u.a. die Universal Music Group oder Warner Music gelistet.
Das wahrscheinlich „reinste“ Investment in Musikrechte lässt sich über den Hipgnosis Songs Fund darstellen. Dieser wurde von Intimkennern der Branche im Jahr 2018 mit dem Ziel aufgelegt, eines Tages über ein Fünftel der weltweiten Musikrechte zu verfügen. Und sie sind bereits auf einem guten Weg!
Wer Spaß daran hat, begibt sich selbst auf die Suche nach den Mega-Hits der Zukunft. Das Wiener Startup Gobal Rockstar gründete 2014 eine Crowdinvesting-Plattform für Musik, die 2020 mit dem Gründerpreis „Business Punk“ ausgezeichnet wurde. Hier kann man gezielt und direkt in einzelne Lieder oder ganze Alben von Newcomern investieren und partizipiert zusammen mit den Künstlern an zukünftigen Vermarktungserfolgen. Ein wenig Musikgespür sollte man natürlich haben.
Wie auch immer Sie Ihre Vorlieben für Musik ausleben wollen: Keep on rockin‘!
Über den Autor
Seit mehr als 30 Jahren fühlt sich Udo Rieder dem Wertpapiergeschäft verbunden. Der Ausbildung bei der Deutschen Bank AG in Nürnberg folgten Einsätze als Investmentmanager in Lübeck und Genf, wo er das internationale Geschäft sehr wohlhabender Klienten betreute. Seine Rückkehr nach Deutschland führte ihn über die Leitung der Vermögensverwaltung für Nordbayern hin zur Verantwortung für die Investmentmanager im neu gegründeten Geschäftsbereich Private Wealth Management. Im Jahr 2008 ist er zur UBS Deutschland AG gewechselt, um die neu zu eröffnende Niederlassung Nürnberg mit aufzubauen. Seine berufliche Tätigkeit wurde flankiert von berufsbegleitenden Studien an der Bankakademie und der European Business School. Zudem ist er zertifizierter Eurex-Anlageberater. Im Januar 2015 trat Herr Rieder als Gesellschafter der KSW bei, um seine Kunden als Portfoliomanager weiterhin individuell zu betreuen.