Wasserstoff kann die Energiewende beflügeln - aber das dauert
Wasserstoff kann die Energiewende beflügeln – aber das dauert
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die immer offensichtlicher werdenden Folgen des Klimawandels haben den Druck massiv erhöht, Alternativen zu fossilen Energieträgern zu finden. Einige Hoffnung setzt die EU in die Produktion von grünem Wasserstoff.
Die im März vorgestellten Ziele der EU sind ambitioniert: Fast ein Drittel der zuletzt importierten Menge russischen Erdgases könnte dadurch ersetzt werden. Ein riesiger Zukunftsmarkt entsteht – Branchenexperten schätzen das Volumen auf 2,3 Billionen Euro.
Bis 2030 sollen 10 Millionen Tonnen „grünen“ Wasserstoffs in der EU produziert und die gleiche Menge dazu importiert werden. Durch das Projekt „Repower EU“ kommen allein knapp 50 Milliarden Euro Fördermittel aus den großen EU-Ländern, um das Ziel erreichen zu können.
Bisher ist die Produktion von Wasserstoff noch teurer als die Alternativen. Das Gas wird durch Elektrolyse hergestellt. Hierfür wird durch Zuführung von Energie das Wasser in die Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Auf der Erde kommt Wasserstoff größtenteils gebunden in Wasser vor und hat daran einen Masseanteil von elf Prozent.
CO2-neutral ist ausschließlich der grüne Wasserstoff, welcher durch Strom aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt wird. Hierzu wird bei der moderneren PEM Methode (Proton-Exchange-Membrane) mit Druck und Edelmetallelektroden (Platin) Wasserstoff abgespalten.
Anteil grüner Produktion noch verschwindend gering
Der augenblickliche Anteil des grünen Wasserstoffs liegt leider bei nur knapp 2 Prozent der gesamten Produktion. Rund 90 Prozent des benötigten Energieträgers werden derzeit noch aus fossiler Energie geschaffen (sog. grauer Wasserstoff).
Eine Übergangslösung, bis ausreichend grünes Gas produziert werden kann, könnte blauer Wasserstoff sein. Hier werden zwar fossile Energieträger genutzt, allerdings das entstehende CO2 eingelagert. In Norwegen wird dies bereits durch den Energiekonzern Equinor betrieben. Das Kohlendioxid wird 2000 bis 3000 m unter dem Meeresboden eingelagert.
Ebenfalls in Norwegen wird eine der ersten vollautomatischen Elektrolyseur-Produktionsanlagen der Welt in Betrieb genommen. Der Betreiber der Anlage (Nel Asa) hat das Ziel, die Kosten zur Herstellung von grünem Wasserstoff bis 2025 auf das Niveau von grauem Wasserstoff zu reduzieren. Dazu muss der Investitionsaufwand auf ca. 25 Prozent gesenkt werden, was durch größere Stückzahlen möglich ist.
Hohe Anfangsinvestitionen gefordert
Gleiches gilt für die anderen wesentlichen Komponenten, wie Pumpen, Verdichter, Messgeräte und Tankstellen. Ohne das Knowhow von Chemiefirmen, Gase-Spezialisten, Anlagenbauern und Komponentenzulieferern ist das ambitionierte Ziel allerdings nicht zu schaffen. Immerhin sorgt das ungeheure Marktpotenzial für Motivation.
Auch Öl- und Gaskonzerne, darunter BP und Total, beteiligen sich an großen Projekten zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Über 40 Prozent Anteil hat BP an dem „Asian Renewable Energy Hub“ in Australien. Das Gesamtprojekt soll eine Kapazität von 26 Gigawatt haben und somit sogar den chinesischen Drei-Schluchten-Staudamm übertreffen.
Die Vorteile von grünem Wasserstoff liegen auf der Hand. Etwa 30 Länder haben bereits eine Roadmap entwickelt. Weltweit gibt es zurzeit über 220 Großprojekte zum Thema Wasserstoff und bis 2030 sollen mehr als 300 Mrd. Dollar in diesen Bereich investiert werden
Über den Autor
Jörg Horneber kann auf eine klassische mehr als 25-jährige Bankkarriere zurückblicken. Nach einer Ausbildung bei der Deutschen Bank AG im Privatkundengeschäft und einem berufsbegleitenden Studium bei der Bankakademie, übernahm er die Position als Berater im Private Banking der Deutschen Bank AG Nordbayern bis Ende 2005. Darauffolgend als Relationship Manager bei der Commerzbank AG Private Wealth Management. Den Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit bildete immer die ganzheitliche Betreuung seiner Kunden.Seit April 2012 verstärkt er das Team der KSW Vermögensverwaltung AG als Portfoliomanager. In dieser Funktion ist er mit der individuellen Betreuung von Vermögensverwaltungsmandaten betraut.
Die Diversifikation ist tot – es lebe die Diversifikation!
Die Diversifikation ist tot – es lebe die Diversifikation!
Aktien, Anleihen, Kryptowährungen – nahezu alle Anlageklassen haben seit Jahresbeginn deutlich verloren. „Nicht alle Eier in einen Korb legen“, sprich: Vermögen breit streuen, lautet eine der ältesten und wichtigsten Börsenregeln. Hat sie ausgedient?
Was haben eine Anleihe mit der Top-Bonitäts-Note „AAA“ und ein Technologie-Aktienfonds gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel: unterschiedliche Marktsegmente (Aktien vs. Renten), unterschiedliche Risikoeinstufung (sicherer Hafen vs. Spekulation). Wenn man sich jedoch den Kursverlauf der 100-jährigen österreichischen Staatsanleihen in den vergangenen 18 Monaten anschaut, könnte man denken, es handele sich um eben jenes spekulative Aktiensegment, das wie die bonitätsstarken Anleihen ca. 70% an Wert eingebüßt hat!
Sicher ein extremes Beispiel, da die wenigsten Privatanleger diese sehr zinssensitiven, langlaufenden Rentenpapiere in ihren Depots haben. Dennoch verdeutlicht es, in welchem Dilemma sich Investoren seit geraumer Zeit befinden.
In unsicheren Zeiten galt von jeher: Diversifikation ist Trumpf! Dass wir in unsicheren Zeiten leben, kann angesichts hoher Inflationsraten, anhaltender Lieferengpässe, der unfassbaren russischen Aggressionen und der wieder steigenden Covid-Inzidenzen niemand bezweifeln.
Rentenmärkte leiden unter Zinserhöhungen
Hat man als vorsichtiger Anleger entsprechend gehandelt und zum Jahreswechsel seine Aktienengagements weg vom Krisenherd Ukraine und den vermeintlich am meisten in Mitleidenschaft gezogenen europäischen Nachbarn diversifiziert, erlitt man trotzdem teils heftige Einbußen. In den USA summieren sich z.B. die Halbjahresverluste je nach Marktsegment auf 15% bis 30%. Die asiatisch-pazifischen Märkte verloren zwischen 10% und 20%, der MSCI Welt Aktienindex kam auf ein Minus von 20%.
Zum Glück gibt es noch andere Anlageklassen und unter dem Aspekt der Risikostreuung ist der Rentenmarkt unverzichtbar. Eigentlich! Denn im aktuellen Zyklus steigender Zinsen leiden auch die festverzinslichen Wertpapiere. Selbst die als „sichere Häfen“ geltenden US-Staatsanleihen bescherten den Anlegern im ersten Halbjahr 2022 je nach Restlaufzeit zwischen 5% und 25% Verlust. Deutsche Bundesanleihen erlitten Kursrückgänge zwischen 10% und 30%.
CO2-Investments punkten
Mit Hedgefonds, die gerade für so ein Marktumfeld prädestiniert erscheinen, ging es den Anlegern nicht besser. Da auch Edelmetalle keine (Gold), oder sogar negative (Platin und Silber) Halbjahresrenditen lieferten und bei Industriemetallen die Situation noch komplizierter aussah, stellt sich die Frage: Ist die Diversifikation im Jahr 2022 gestorben? Natürlich nicht! Es gab auch in diesem schwierigen Marktumfeld Anlagen, die geholfen haben, Verluste abzufedern und Risiken zu streuen. Ob man angesichts der politischen Umstände jedoch in fossile Brennstoffe investieren will, sei dahingestellt. Ein Investment in Nahrungsmittel ist unter ethischen Gesichtspunkten schon immer fragwürdig gewesen. Zumindest mit CO2-Investments konnte man punkten, sowohl im Depot als auch für die Umwelt.
Wir sind sicher: Wie in früheren Krisenzeiten, als Marktmechanismen zeitweise ausgesetzt schienen, so wird auch dieses Mal die Diversifikation wieder ihre Wirksamkeit entfalten. Man braucht vielleicht einen längeren Atem.
Über den Autor
Seit mehr als 30 Jahren fühlt sich Udo Rieder dem Wertpapiergeschäft verbunden. Der Ausbildung bei der Deutschen Bank AG in Nürnberg folgten Einsätze als Investmentmanager in Lübeck und Genf, wo er das internationale Geschäft sehr wohlhabender Klienten betreute. Seine Rückkehr nach Deutschland führte ihn über die Leitung der Vermögensverwaltung für Nordbayern hin zur Verantwortung für die Investmentmanager im neu gegründeten Geschäftsbereich Private Wealth Management. Im Jahr 2008 ist er zur UBS Deutschland AG gewechselt, um die neu zu eröffnende Niederlassung Nürnberg mit aufzubauen. Seine berufliche Tätigkeit wurde flankiert von berufsbegleitenden Studien an der Bankakademie und der European Business School. Zudem ist er zertifizierter Eurex-Anlageberater. Im Januar 2015 trat Herr Rieder als Gesellschafter der KSW bei, um seine Kunden als Portfoliomanager weiterhin individuell zu betreuen.
Warum der Crash auch diesmal ausbleiben wird
Warum der Crash auch diesmal ausbleiben wird
Pandemie, Krieg, Inflation – unser Wohlstand scheint in Gefahr wie lange nicht. Eine Zeitmaschine wie die aus dem Kinohit „Zurück in die Zukunft“ würde sicher helfen, die jetzige Situation besser verstehen und bewerten zu können. Drehten wir die Zeit knapp 50 Jahre zurück, würden wir die Parallelen, aber auch die Unterschiede zu heute erkennen.
Die politische und wirtschaftliche Entwicklung seit Ende 2021 hat den Albtraum der Kapitalmärkte, die Angst vor der Stagflation, wieder aufkommen lassen. Die letzte Stagflation erlebten wir nach dem Jom-Kippur-Krieg in Israel 1973, hervorgerufen durch einen Ölboykott der arabischen Welt. Die damalige Krise führte zu einem plötzlichen Ölpreisschock, der eine steigende Inflation bei zugleich schrumpfender Wirtschaft hervorbrachte. Der autofreie Sonntag, an den sich noch viele erinnern, war nur eine der Randerscheinungen der damaligen Zeit. Heute, fast 50 Jahre später, scheint es, als wären wir wieder in der gleichen Situation.
Eine Stagflation entsteht in der Regel aus einem Angebotsschock heraus. Darunter versteht man die plötzliche Verknappung wichtiger Produkte für die Wirtschaft. Das passiert zurzeit durch die Störung der Lieferketten aufgrund der Covid-Lockdowns in China und durch das (Teil-)Embargo russischer Energieträger. Die Welt ist heute jedoch eine andere als vor 50 Jahren. Die internationalen Notenbanken sehen die Stagflation als schlimmstes Szenario. Zweifelsfrei stellten die vergangenen beiden Jahre eine große Herausforderung für die Zentralbanken dar: Sie sollten die Wirtschaft am Laufen und zugleich die Inflation im beherrschbaren Rahmen halten. Die staatlichen Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur während der Pandemie zeigten ihre volle Wirkung erst im zweite Halbjahr 2021. Die Notenbanken steuerten die Entwicklung der Geldmenge auf Basis vergangener Daten. Eine Pandemie diesen Ausmaßes gab es aber in den Statistiken nicht.
Die Zinswende ist vollzogen
Die zögerliche Haltung der Notenbanken endete nun jäh. Wir befinden uns jetzt in einem Umfeld steigender Zinsen, um die Inflation einzufangen. Der Krieg in der Ukraine hat die Problematik zusätzlich verschärft und die Energiepreise weiter in die Höhe getrieben. Käme es an den Energiemärkten zu einer Entspannung und fänden die Pandemie-Beschränkungen in China ein Ende, verringerte sich die Gefahr einer Stagflation deutlich. Auch eine breitere Diversifizierung der Rohstoffversorgung Europas würde für Entspannung sorgen/das Risiko mindern Dies wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Value schlägt Growth in Inflationsphasen
In diesem Umfeld wird es für Kapitalanleger besonders schwierig, auskömmliche Real-Renditen zu erzielen. Keine Anlageklasse bietet nun den absolut sicheren Hafen und erst recht keinen kurzfristigen Inflationsausgleich. Im laufenden Jahr sind die Depotwerte selbst bei umfassender Risikostreuung zurückgegangen. Die Beteiligungsfirma Blackrock bezieht dazu in einer Langfrist-Studie ausführlich Stellung: In Phasen der Hochinflation schlugen Value-Titel am ehesten den Markt, in Zeiten tiefer Inflationsraten und niedriger Zinsen waren dagegen Wachstumsaktien die eindeutig bessere Kapitalanlage. In der Studie kam man zu dem Ergebnis, dass bei Preissteigerungen über 4,4 Prozent Value-Aktien am meisten profitieren konnten.
Völlig alternativlos ist die Aktienanlage jedoch auch in Zeiten extrem hoher Inflation nicht, auch wenn viele dies behaupten. Der Blick in die 70er Jahre zeigt, dass Aktienmärkte auch über einen längeren Zeitraum stagnieren können. Einzig Gold profitierte Ende der 70er Jahre massiv, aber eben nicht Mitte jenes Jahrzehnts, als der Ölpreisschock die Wirtschaft erst einmal durcheinander wirbelte.
Wir empfehlen derzeit abzuwarten und Qualitätsaktien ins Depot zu holen. Darunter verstehen wir insbesondere Klassiker aus nicht zyklischen Sektoren, wie dem Konsumgüter- oder Pharmabereich, auch niedrig bewertete hochprofitable Value-Unternehmen gehören ins Portfolio. Dazu zählen nach unserem Ermessen hoch profitable Automobil-Konzerne, die aufgrund ihrer Marktstellung in der Lage sind höhere Preise durchzusetzen, um damit steigende Produktionskosten abzufangen.
Stagflation begünstigt tendenziell defensive Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen für den Menschen unverzichtbar sind. Das bedeutet, dass sich deren Aktienkurse tendenziell besser entwickeln, wenn sich die Wirtschaft verlangsamt. Dividenden kassieren und einen strategisch höheren Cash-Anteil zu halten, erscheint ratsam, um die Marktschwankungen besser nutzen zu können. Das strategische Halten von Edelmetallen im Vermögen wird einen weiteren Stabilitätsanker bringen. Blindes Investieren, z.B. indem man einen Weltaktienindex abbildet, wird in der momentanen Situation keinen realen Kapitalerhalt bieten können.
Würden wir jetzt die Zeitmaschine aus dem Film „Zurück in die Zukunft“ nutzen und in das Jahr 2025 reisen, so würden wir feststellen, dass sich die Welt weiter gedreht hat, die Menschen am liebsten ihren gewohnten Alltag weiterleben und sämtliche Crash-Propheten, die drei Jahre zuvor eine Hyperinflation und den Untergang der Welt prophezeiten, erneut geirrt haben!
Über den Autor
Wolfgang Köbler kann auf eine klassische mehr als 35-jährige Karriere in der Finanzbranche zurückblicken. Nach verschiedenen Führungsaufgaben im Privatkundengeschäft war er zuletzt als Direktor im Wealth Management der Dresdner Bank AG tätig. Berufsbegleitend studierte er in den 80’iger Jahren an der Bankakademie und ist heute noch ehrenamtlich im Prüfungswesen der IHK tätig. Den Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit bildete immer die ganzheitliche Betreuung seiner Kunden. Seit 2005 ist Wolfgang Köbler Partner und Vorstand der KSW Vermögensverwaltung AG in Nürnberg. Neben dem Management eines Family Office widmet er sich der individuellen Betreuung von diskretionären Vermögensverwaltungsmandaten. Nebenberuflich fungiert er als Aufsichtsratsmitglied einer börsennotierten Gesellschaft und Finanzvorstand für eine kirchliche Institution.
Das Bild von Nachhaltigkeit wankt
Wie dringlich die Energiewende und Nachhaltigkeit in der Wirtschaft geworden sind, dürfte in den Industrieländern mittlerweile Konsens sein.
Der Krieg in der Ukraine hat den Sinneswandel noch einmal beschleunigt, indem er die Energiepreise auf Rekordhöhen getrieben hat. Die Sanktionen bewirken vor allem eines: Die Preisspirale dreht sich weiter nach oben und wird so schnell nicht wieder umkehren.
Die Gasspeicher in Deutschland sind nur noch zu rund einem Drittel gefüllt. Bundeswirtschaftsminister Habeck hat die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Mit Hochdruck wird über Ersatzlieferungen verhandelt – unter anderem mit dem Emirat Katar, obwohl wir seit dem Bau der Stadien für die Ende des Jahres stattfindende Fußball-WM wissen, dass dort unmenschliche Arbeitsbedingen herrschen. Zudem unterstützt das Regime radikale Islamisten und trägt daher Mitschuld an kriegerischen Handlungen. Ist der Gas-Bezug aus Katar also wirklich besser vertretbar als der Import aus Russland?
Werfen wir den Blick auf das Thema Kohle. Das schwarze Gold (ohne das wir aktuell in Deutschland wohl nicht auskommen) aus Russland durch (billige) kolumbianische Kohle ersetzen zu wollen, hat ähnlich wie das Gas aus Katar einen bitteren Beigeschmack. Die Mine „El Cerrejon“ gibt zwar vielen Menschen in der Region Beschäftigung, aber die Arbeitsbedingungen werden auch dort angeprangert. Fließende Gewässer werden für den Bergbau umgeleitet, was das Recht auf Wasser, Gesundheit und Ernährungssicherheit der Menschen untergräbt.
Klimaschutz trotz wachsendem Energiehunger?
Die globale Wirtschaft und damit die Menschheit insgesamt sind unveränderbar mit Land, Wasser, Wäldern und Mineralien verbunden. Schneller als lange Zeit vermutet, nehmen die Schäden und Risiken durch die Klimaveränderung zu. Das erhöht massiv den Druck zu handeln. Der Energiehunger wächst jedoch weltweit. Immer mehr Menschen wollen und haben Zugang zu den Annehmlichkeiten des Lebens, was ohne Energie nicht zu bewerkstelligen ist.
Wie nachhaltig kann man in diesem Umfeld noch Geld anlegen? Und leistet dieser Investmentstil dann einen ernsthaften Beitrag zum Schutz des Klimas und weiteren Nachhaltigkeitsthemen, wie sozialer Gerechtigkeit und Beachtung ethischer Grundregeln?
Sicher ist das Lenken von Kapitalströmen hin zu nachhaltigen Investments ein Schritt in die richtige Richtung. Doch angesichts geopolitischer Spannungen, kriegerischer Handlungen in Europa und mehrmals aufgedeckten „Greenwashings“ zahlreicher Investmentfonds (z. B. durch das Verbraucherportal Faire Fonds) wird die Lage immer undurchsichtiger, gelten alte Grundsätze nicht mehr wie früher.
Rüstungsindustrie wird weniger verpönt
Hat die bisher verpönte Rüstungsindustrie tatsächlich nichts in einem nachhaltig ausgerichteten Portfolio zu suchen? Wie seit Wochen eindrucksvoll erkennbar (eigentlich sogar schon seit Einnahme der Krim im Jahr 2014), erscheint es bislang wenig wirkungsvoll, Sicherheits- und Verteidigungspolitik durch Wirtschaftssanktionen zu ersetzen.
Nachhaltiges Handeln muss weiterhin durch Angemessenheit im Umgang mit Menschen, Umwelt, Rohstoffen und auch Gewinnstreben geprägt sein. Ziele müssen immer wieder an die aktuelle Situation angepasst werden, Zielkonflikte müssen hinsichtlich Kosten und Nutzen von Entscheidungen abgewogen werden. Die einfachste Entscheidung beginnt jedoch immer beim eigenen Verhalten. Wer hier beginnt nachhaltiger zu leben und zu wirtschaften, wird die Erfolge schon bei der nächsten Strom- oder Tankrechnung spüren; das ist messbar und erzeugt ein doppelt gutes Gefühl.
Über den Autor
Manfred Rath ist seit mehr als 35 Jahren im Vermögensanlagegeschäft tätig. Bereits nach der Ausbildung ging er den klassischen Weg zum Wertpapierspezialisten in der damaligen Bayerischen Vereinsbank. Dort übernahm er auch die Leitung eines Teams in der Nordoberpfalz, bevor er nach 27-jähriger Zugehörigkeit zur BHF BANK wechselte. In diesen 6 Jahren bei der Privatbank war der Schwerpunkt erneut die Vermögensanlage und -allokation sowie die stellvertretende Leitung der Niederlassung Nürnberg. Seit Juli 2012 ist er als Portfoliomanager für die KSW tätig.
KSW von kununu als "Top Company 2022" ausgezeichnet
Die KSW Vermögensverwaltung AG erhält die Auszeichnung „Top Company 2022“
Das Arbeitgeberportal kununu.com zeichnet seit 2015 Unternehmen aus, die auf kununu besonders gut bewertet sind.
Um zu den ausgezeichneten 5 % der Arbeitgeber zu gehören, muss sowohl ein Mindestscoring, als auch eine bestimmte Anzahl an Bewertungen in den letzten 12 Monaten erreicht worden sein.
Voraussetzungen für die „Top Company 2022“:
- Mindestens sechs Bewertungen von Mitarbeitern
- Mindestens einen Score von 3,8 Sternen insgesamt, als auch bei den Bewertungen der Mitarbeiter
- Im Durchschnitt muss der Mitarbeiter-Bewertungs-Score der zurückliegenden zwölf Monate bei mindestens 3,8 Sternen liegen
- Mindestens eine Bewertung in den letzten zwölf Monaten. Eine aktualisierte Bewertung wird dabei auch als neue Bewertung gewertet.
Das "böse R-Wort" macht die Runde - und die Zinskurven senden ein böses Omen
Das böse R-Wort macht die Runde – und die Zinskurven senden ein böses Omen
Das böse „R-Wort“ ist zurück: Die Anzeichen für eine Rezession mehren sich in verschiedensten Ländern rund um die Welt. Die Möglichkeiten der Inflationsbekämpfung durch die Notenbanken sind in dieser Situation arg begrenzt. Anleger sollten nun defensiver agieren und zinssensitive Branchen meiden.
Zehn Jahre minus zwei Jahre = negativ! So rechnet man derzeit in Brasilien. Gleiches gilt für Chile, Ungarn, Tschechien oder Mexiko. Und auch zehn Jahre minus fünf Jahre bringt in einigen Ländern ein negatives Ergebnis.
Wie es dazu kommt? So lautet schlicht das Resultat, wenn man die zwei- oder fünfjährigen (Staats-) Anleiherenditen von ihren zehnjährigen Pendants subtrahiert. Man spricht dann von einer „Inversen Zinsstruktur“, wenn also kurzlaufende Anleihen ein- und desselben Emittenten höher rentieren als langlaufende Papiere.
In „normalen“ Zeiten bringen Anleihen umso höhere Zinsen, je später sie getilgt werden, quasi als Halte- und Risikoprämie für den Anleger. Verkehrte Welt also?
Inverse Zinsstruktur in den USA deutet Rezession an
Natürlich könnte man gegenhalten, dass die Zinsstrukturkurven von Ländern wie Chile oder Tschechien für die globalen Kapitalmärkte eher von nachgelagertem Interesse sind. Leider zeigt sich das Phänomen der inversen Zinsstruktur auch in den Vereinigten Staaten und somit am bedeutendsten Kapitalmarkt des Globus. In der Vergangenheit war eine solche Zinssituation in den USA fast immer ein Vorbote für eine nachfolgende Rezession. Und eine Rezession hat sich bis dato zumeist negativ auf die Aktienmärkte ausgewirkt.
Ob es dieses Mal wieder so kommt? Die Antwort darauf ist momentan wahrscheinlich noch schwieriger zu finden als in früheren Wirtschaftszyklen. Zum einen wurden seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 die Zinsen von der US-Notenbank, aber auch der EZB, durch diverse Anleihekaufprogramme künstlich niedrig gehalten. Andererseits verabschieden sich beide Notenbanken gerade von der ultralockeren Geldpolitik. Das hat zur Folge, dass über kurz (US-Notenbank) oder lang (EZB) die Anleihekäufe eingestellt werden. Die nachlassende (künstliche) Nachfrage sollte gemäß Kapitalmarkttheorie dazu führen, dass die Zinsen am langen Ende wieder steigen, idealerweise über das Niveau ihrer kurzlaufenden Pendants.
Notenbanken stecken in der Zwickmühle
Auf der anderen Seite zwingt die Inflation, die schon vor Ausbruch des abscheulichen russischen Angriffskrieges auf die Ukraine deutlich gestiegen ist, die Notenbanken mit Zinserhöhungen gegenzusteuern. Dies wiederum hat zur Folge, dass vor allem die Zinsen am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve weiter steigen müssten. Die Fed hat mit dem Zinserhöhungszyklus bereits begonnen und angekündigt einige weitere Schritte folgen zu lassen.
Was auch immer schließlich die Zinsstrukturen dies- und jenseits des Atlantiks stärker beeinflussen wird: Die Gemengelage ist aktuell kompliziert. Anleger sollten ihre Strategie deutlich defensiver ausrichten als in den vergangenen beiden Jahren und weniger auf (zinssensitive) Wachstumswerte setzen.
Sich Hals über Kopf aus allen Anlagen (temporär) zu verabschieden wird höchstwahrscheinlich auch in dieser Krise nicht die Lösung sein. Auch wenn in rezessiven Phasen Aktien leiden, als Sachwert bieten sie traditionell einen gewissen Inflationsschutz. Und ob es tatsächlich zu einer Rezession kommt, oder „nur“ bei erhöhter Inflation bleibt, ist auch noch nicht ausgemacht.
Über den Autor
Seit mehr als 30 Jahren fühlt sich Udo Rieder dem Wertpapiergeschäft verbunden. Der Ausbildung bei der Deutschen Bank AG in Nürnberg folgten Einsätze als Investmentmanager in Lübeck und Genf, wo er das internationale Geschäft sehr wohlhabender Klienten betreute. Seine Rückkehr nach Deutschland führte ihn über die Leitung der Vermögensverwaltung für Nordbayern hin zur Verantwortung für die Investmentmanager im neu gegründeten Geschäftsbereich Private Wealth Management. Im Jahr 2008 ist er zur UBS Deutschland AG gewechselt, um die neu zu eröffnende Niederlassung Nürnberg mit aufzubauen. Seine berufliche Tätigkeit wurde flankiert von berufsbegleitenden Studien an der Bankakademie und der European Business School. Zudem ist er zertifizierter Eurex-Anlageberater. Im Januar 2015 trat Herr Rieder als Gesellschafter der KSW bei, um seine Kunden als Portfoliomanager weiterhin individuell zu betreuen.
Platin - ein unterschätztes Edelmetall?
Platin – ein unterschätztes Edelmetall?
Gold gilt nach wie vor als Krisenwährung und ist als solche schon länger im Aufwärtstrend. Rohstoffe im Allgemeinen erleben bereits seit Beginn der Corona-Pandemie extreme Kursbewegungen. Mit Ausbruch des Ukraine-Krieges hat sich die Situation nochmals deutlich verschärft. Den Preis für Platin hat der Krieg indes bisher nicht in die Höhe schnellen lassen.
Der Preis für die Feinunze Gold stieg Anfang März auf einen neuen Höchstkurs bei rund 1.880 Euro. Beim Platin konnte zwischenzeitlich ein Kursaufschlag von knapp 10% seit Beginn der kriegerischen Auseinandersetzung beobachtet werden. Dieser wurde aber bereits wieder zum Großteil abverkauft. Somit notiert das Metall jetzt wieder ca. 50% unter den Höchstkursen von 2008.
Aktuelle Situation unterstreicht Potential
Platin kommt etwa so selten vor wie Gold. Der Abbau ist aber nur an wenigen Orten der Welt wirtschaftlich möglich. Der Löwenanteil, über 70% der Weltproduktion, kommt aus Südafrika und Simbabwe. Kanada und Russland tragen ca. 16% tragen zur Weltproduktion des Erzes bei. Platin entsteht nicht nur durch direkten Abbau, sondern auch als Nebenprodukt bei der Raffination von Nickel. Hier ist Russland unter den Top 5 der weltweiten Produzenten. Je länger der Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland andauern, desto stärker wird die Unterversorgung mit Platin spürbar werden.
Europas Energieversorgung ist extrem abhängig von russischen Gas- und Öllieferungen. Die aktuelle Situation hat dazu geführt, dass die bereits begonnene Energiewende deutlich beschleunigt werden wird. Damit möchte man schnellstmöglich, neben anderen Maßnahmen, die europäische Versorgung auf eine breitere Basis stellen und so für mehr Stabilität sorgen.
Platin spielt hier insbesondere für den Einsatz in Brennstoffzellen und für die Wasserstoffelektrolyse (Herstellung von Wasserstoff) eine sehr wichtige Rolle. Diese Bereiche gelten als mögliche Schlüsseltechnologien der Energiewende, insbesondere für die Speicherung und Rückgewinnung von Strom. Platin ist zudem essenziell, wenn es um die effiziente Verteilung von Strom geht, zum Beispiel bei intelligenten Stromnetzen.
Nicht nur im Energiesektor wird das Edelmetall eingesetzt: Aufgrund seiner Korrosionsbeständigkeit und dem hohen Schmelzpunkt (1772°C) wird Platin unter anderem in Laborgeräten, Thermoelementen, Elektroden, Laserdruckern, Katalysatoren und für die Glasherstellung benötigt. Neben medizinischen Implantaten und Herzschrittmachern findet es auch Verwendung in der Schmuckindustrie und bei der Wertanlage in Form von Münzen oder Barren.
Lieferengpässe programmiert?
Platin sowie andere Erze und Seltene Erden werden als potenziell kritisch eingestuft. Warum? Diese Rohstoffe sind schwer durch andere Materialien zu ersetzen, haben eine immense wirtschaftliche Bedeutung und stammen aus unzuverlässigen Lieferländern. Die Nachfrage nach dem Edelmetall ist stabil und zukunftsträchtig, die Herstellung kostenintensiv und die Lagerstätten begrenzt. Fundamental sind die Aussichten für Platin attraktiv. In der aktuellen Zeit, geprägt durch geopolitische Unsicherheit und inflationäre Tendenzen, sollte Platin in Kombination mit Gold und Silber ein werthaltiges Investment sein.
Über den Autor
Jörg Horneber kann auf eine klassische mehr als 25-jährige Bankkarriere zurückblicken. Nach einer Ausbildung bei der Deutschen Bank AG im Privatkundengeschäft und einem berufsbegleitenden Studium bei der Bankakademie, übernahm er die Position als Berater im Private Banking der Deutschen Bank AG Nordbayern bis Ende 2005. Darauffolgend als Relationship Manager bei der Commerzbank AG Private Wealth Management. Den Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit bildete immer die ganzheitliche Betreuung seiner Kunden.Seit April 2012 verstärkt er das Team der KSW Vermögensverwaltung AG als Portfoliomanager. In dieser Funktion ist er mit der individuellen Betreuung von Vermögensverwaltungsmandaten betraut.
Im Jahr des Tigers steht China auf dem Sprung
Im Jahr des Tigers steht China auf dem Sprung
Wer aus Europa nach China kommt, ist in der Regel überwältigt von der scheinbar grenzenlosen Dynamik des Landes. Vom Optimismus und auch vom hohen Tempo, welches das Alltagsleben des Landes bestimmt. In der Volksrepublik entstehen in großer Zahl immer neue, innovative Startups. Dieses Bild einer Hightech-Nation hat sich im Börsenindex nicht gespiegelt: Chinas Aktienmarkt war 2021 einer der schwächsten weltweit. 2022, im gerade begonnenen Jahr des Tigers, scheinen die Perspektiven deutlich besser.
Die schlechte Performance der chinesischen Börse war auch der staatlichen Regulierungswut geschuldet, die vor allem die großen Internet- und Online-Konzerne traf. Der Hang Seng Index in Hongkong verlor vergangenes Jahr rund 14 %, die führenden Tech-Indices büßten rund 30 % ein. Die anhaltende Regulierungswelle, die Krise im Immobiliensektor – ausgelöst unter anderem durch die Schieflage des Immobilienkonzerns Evergrande –, Stromausfälle und strikte lokale Corona-Lockdowns haben Chinas Wirtschaftswachstum zuletzt gebremst.
Die politischen und wirtschaftlichen Risiken in China werden auf absehbare Zeit groß bleiben. Dennoch schätzen wir das Marktumfeld für 2002 attraktiv ein.
Immobilienkrise bedroht Binnenkonjunktur
Die wichtigsten Fragen lauten derzeit: Wird die Nulltoleranzpolitik in Sachen Corona-Pandemie aufgehoben? Erholt sich das Wirtschaftswachstum? Lässt der Regulierungsdruck nach? Was macht der Immobiliensektor? Die No-Covid-Politik könnte ein geringeres Problem darstellen, falls die pandemische Lage im Laufe des Jahres aufgehoben wird.
Das Wirtschaftswachstum dürfte sich 2022 um 4,8 % einpendeln. Schärfere Regulierungen – wie im Sommer 2021 – sind vorerst nicht zu erwarten. Zu sehr ist die kommunistische Partei momentan damit beschäftigt, Auffanglösungen für den heiß gelaufenen Immobilienmarkt zu entwickeln. Man kann davon ausgehen, dass die Staatsführung im laufenden Jahr andere Prioritäten setzt. Sie will das Wachstum unterstützen und die ehrgeizige Sozialagenda vorantreiben. Dem Politbüro ist klar, dass die Exporte in 2022, durch die positiven Wirkungen der Lockdowns im Ausland abnehmen werden.
Notenbank hat noch viel Spielraum
Der Binnenkonsum soll daher gestärkt werden. Dem hat die chinesische Notenbank bereits Rechnung getragen, indem sie die Zinsen zum Jahresbeginn gesenkt und die Geldpolitik weiter gelockert hat. Im Unterschied zu den anderen Notenbanken weltweit hat China noch erhebliches Potential die Märkte zu stimulieren.
Fazit: Die gute Nachricht lautet: Alle hier beschriebenen Risiken würden die Kapitalmärkte momentan nicht unvorbereitet treffen. Die Märkte werden sich daher auf Anzeichen der Verbesserung konzentrieren. Die massive Korrektur der chinesischen Aktienmärkte im vergangenen Jahr bietet einige interessante Investitionschancen. Wir gehen davon aus, dass mit Ausnahme der durch den Staat regulierten Sektoren, die Wirtschaft sich robust zeigen und die chinesische Börse sich von den anderen Weltmärkten abkoppeln wird. Besondere Beachtung sollte Branchen wie Digitalisierung, Dekarbonisierung, Elektromobilität, Software und künstliche Intelligenz geschenkt werden. Geduld und Augenmaß haben sich bei Chinaanlagen in der Vergangenheit immer ausgezahlt und so wird es auch 2022 sein.
Über den Autor
Wolfgang Köbler kann auf eine klassische mehr als 35-jährige Karriere in der Finanzbranche zurückblicken. Nach verschiedenen Führungsaufgaben im Privatkundengeschäft war er zuletzt als Direktor im Wealth Management der Dresdner Bank AG tätig. Berufsbegleitend studierte er in den 80’iger Jahren an der Bankakademie und ist heute noch ehrenamtlich im Prüfungswesen der IHK tätig. Den Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit bildete immer die ganzheitliche Betreuung seiner Kunden. Seit 2005 ist Wolfgang Köbler Partner und Vorstand der KSW Vermögensverwaltung AG in Nürnberg. Neben dem Management eines Family Office widmet er sich der individuellen Betreuung von diskretionären Vermögensverwaltungsmandaten. Nebenberuflich fungiert er als Aufsichtsratsmitglied einer börsennotierten Gesellschaft und Finanzvorstand für eine kirchliche Institution.
Der Sozialstaat wankt
Deutsche Steuerzahler finanzieren die EU – dabei wankt der Sozialstaat schon
Die deutschen Sozialkassen stehen vor einem gewaltigen Problem: Aufgrund der demografischen Entwicklung steigen die Kosten, während die Anzahl der Beitragszahler abnimmt. Gleichzeitig entwickelt sich die EU zunehmend zur Transferunion. Das alles geht zu Lasten des deutschen Beitrags- und Steuerzahlers.
Den größten Anteil an Steuerzuschüssen verschlingen die Rentensysteme. Dass die Reserven der Rentenkassen 2021 geringer wurden, ist nur ein Vorbote: Die demografische Entwicklung verheißt einen weiteren Anstieg der Kosten.
Krankenkassen funken SOS
Die Situation der gesetzlichen Krankenversicherungen lässt gar einen Beitragssprung befürchten. Kaum ein Land auf der Welt gibt mehr Geld für die Gesundheit aus als Deutschland. Schon mehrfach mussten die Krankenkassen im Laufe der Pandemie mit Steuermitteln stabilisiert werden. Im laufenden Jahr wird der erforderliche Zuschuss auf fast 30 Mrd. Euro geschätzt.
Natürlich trägt die Demografie dazu maßgeblich bei. Aber auch um die Effizienz des Gesundheitssystems scheint es nicht allzu gut bestellt zu sein. Eine Idee, wie dies verbessert werden könnte, sucht man in den Plänen der Ampelregierung bis dato vergebens.
In der Arbeitslosenversicherung sieht es nicht viel besser aus, da die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld I und Kurzarbeitergeld in der Corona-Phase wieder zugenommen hat. Diese höheren Ausgaben und geringeren Beitragsaufkommen werden auf Sicht nur durch höhere Beiträge kompensiert werden können.
Transfer-Union als Einbahnstraße
Corona hat die Staatsfinanzen arg strapaziert. Die Gründe für die Schieflage der öffentlichen Kassen liegen jedoch schon weiter zurück. Und wer schon angeschlagen auf die Reise geht, darf sich nicht wundern, wenn bei Gegenwind die Luft wegbleibt.
Dennoch darf sicher behauptet werden, dass Deutschland im europäischen Vergleich als der Einäugige unter den Blinden dasteht. Die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank hat dem Bund trotz rekordhoher Neukreditaufnahmen Einkünfte durch Negativverzinsung von fast sechs Milliarden Euro beschert.
Dabei wächst das Risiko, dass durch Finanztransfers innerhalb der EU und gemeinschaftliche Haftung ein neuer Schuldenberg entsteht, dessen Rückzahlung mehr als fragwürdig erscheint. So warnte Ifo-Präsident Fuest erst kürzlich, dass sich die EU zunehmend zur Transferunion entwickele, in der die Steuerzahler aller Mitgliedstaaten für wirtschaftliche Probleme einzelner Staaten haften müssen, obwohl sie deren Politik nicht beeinflussen können.
Die vom früheren Ifo-Präsidenten Hans-Werner Sinn immer wieder kritisierten Target-Salden, die auf deutscher Seite auf über 1,1 Billionen Euro angewachsen sind, könnten die Schieflage wieder einrenken. So hoch sind die deutschen Forderungen gegenüber der EZB. Wer jedoch glaubt, dieser Saldo würde jemals ausgeglichen, der glaubt wohl auch an Märchen.
Über den Autor
Manfred Rath ist seit mehr als 35 Jahren im Vermögensanlagegeschäft tätig. Bereits nach der Ausbildung ging er den klassischen Weg zum Wertpapierspezialisten in der damaligen Bayerischen Vereinsbank. Dort übernahm er auch die Leitung eines Teams in der Nordoberpfalz, bevor er nach 27-jähriger Zugehörigkeit zur BHF BANK wechselte. In diesen 6 Jahren bei der Privatbank war der Schwerpunkt erneut die Vermögensanlage und -allokation sowie die stellvertretende Leitung der Niederlassung Nürnberg. Seit Juli 2012 ist er als Portfoliomanager für die KSW tätig.
Musikrechte rocken das Depot
Musikrechte rocken das Depot
Wer kennt sie nicht, diese ikonische Liedpassage; „Money, Money, Money – must be funny, in the rich man’s world“? Der Song von 1976 wurde einer der erfolgreichsten ABBA-Hits und machte die schwedischen Pop-Giganten wohl noch ein gutes Stückchen reicher. Doch man muss kein Rock- oder Popstar sein, um mit Musik Geld zu verdienen. Ein gutes Händchen beim Investment in Musikrechte reicht schon. Das geht auch über börsennotierte Unternehmen und über einen britischen Fonds.
Ich selbst habe es ja nie über den kindlichen Blockflöten-Spieler hinausgeschafft, aber durchaus davon geträumt, als berühmter Rockstar einmal ganz viel Geld zu verdienen. Und als ich anlässlich des Wetten-Dass-Revivals in unserer schönen Heimatstadt den Männern von ABBA so gelauscht habe, erinnerte ich mich daran, dass die Band vor einigen Jahren ein Milliardenangebot von Sony für ein Comeback ausgeschlagen hatte. Wieviel Geld muss also nun geflossen sein, dass es sich die Schwedenkapelle doch noch anders überlegt hat?
Bereits im Jahr 1985 hat kein Geringerer als der King of Pop, Michael Jackson, für Rechte an 251 Songs der Beatles die damalige Rekordsumme von 47,5 Mio. $ gezahlt. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Inflationsrate von 2% p.a. ergäbe sich ein heutiger Gegenwert von unter 100 Mio. $. Im Vergleich zu den aktuell aufgerufenen Preisen für Musikrechte geradezu ein Schnäppchen!
Dylan-Songs für 300 Mio. $
Angesichts des Erfolgs von Musik-Streaming-Diensten wie Spotify, Apple Music, Deezer und Co., der Musik für den Konsumenten immer günstiger machte, könnte man annehmen, dass der Wert von Musikrechten in den letzten Jahren geradezu implodiert ist. Genau das Gegenteil aber war zuletzt zu beobachten.
So hat zum Beispiel der amerikanische Singer-Songwriter Bob Dylan im Dezember 2020 die Rechte an seinen Liedern für geschätzte 300 Mio. $ an die Universal Music Group verkauft! Und bei dem spektakulären Deal im Jahr 2016, als Beatles-Rechte in einem Paket mit anderen Dylan-Songs und Titeln weiterer bekannter Künstler (u.a. Lady Gaga) für 750 Mio. $ bei Sony landeten, rieb sich so manch einer verwundert die Augen.
Erst kürzlich sorgte die Rock- und Soul-Diva Tina Turner für Schlagzeilen, als sie bekanntgab, all ihre Musikrechte an BMG (Bertelsmann) zu veräußern. Bei über 180 Millionen verkauften Tonträgern inkl. zahlreicher Nummer 1 Hits kann man erahnen, wieviel Geld in die Schweiz geflossen ist. Die Aufzählung ließe sich um einige berühmte Künstler erweitern. Fakt ist, dass im Jahr 2020 Musikrechte für geschätzte 4 Mrd. $ den Besitzer gewechselt haben. Und in diesem Jahr wird der Umsatz voraussichtlich noch einmal zulegen.
Streamingdienste, klassische Labels oder Fonds-Investment?
Als Anleger kann man entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Musikindustrie investieren. Als Streaming-Dienst ist z.B. Spotify an der Börse notiert. Von den klassischen Music-Labels, die als Käufer von Musikrechten in Erscheinung treten, sind u.a. die Universal Music Group oder Warner Music gelistet.
Das wahrscheinlich „reinste“ Investment in Musikrechte lässt sich über den Hipgnosis Songs Fund darstellen. Dieser wurde von Intimkennern der Branche im Jahr 2018 mit dem Ziel aufgelegt, eines Tages über ein Fünftel der weltweiten Musikrechte zu verfügen. Und sie sind bereits auf einem guten Weg!
Wer Spaß daran hat, begibt sich selbst auf die Suche nach den Mega-Hits der Zukunft. Das Wiener Startup Gobal Rockstar gründete 2014 eine Crowdinvesting-Plattform für Musik, die 2020 mit dem Gründerpreis „Business Punk“ ausgezeichnet wurde. Hier kann man gezielt und direkt in einzelne Lieder oder ganze Alben von Newcomern investieren und partizipiert zusammen mit den Künstlern an zukünftigen Vermarktungserfolgen. Ein wenig Musikgespür sollte man natürlich haben.
Wie auch immer Sie Ihre Vorlieben für Musik ausleben wollen: Keep on rockin‘!
Über den Autor
Seit mehr als 30 Jahren fühlt sich Udo Rieder dem Wertpapiergeschäft verbunden. Der Ausbildung bei der Deutschen Bank AG in Nürnberg folgten Einsätze als Investmentmanager in Lübeck und Genf, wo er das internationale Geschäft sehr wohlhabender Klienten betreute. Seine Rückkehr nach Deutschland führte ihn über die Leitung der Vermögensverwaltung für Nordbayern hin zur Verantwortung für die Investmentmanager im neu gegründeten Geschäftsbereich Private Wealth Management. Im Jahr 2008 ist er zur UBS Deutschland AG gewechselt, um die neu zu eröffnende Niederlassung Nürnberg mit aufzubauen. Seine berufliche Tätigkeit wurde flankiert von berufsbegleitenden Studien an der Bankakademie und der European Business School. Zudem ist er zertifizierter Eurex-Anlageberater. Im Januar 2015 trat Herr Rieder als Gesellschafter der KSW bei, um seine Kunden als Portfoliomanager weiterhin individuell zu betreuen.