Schafft China trotz Trump den Turnaround?

Geheimtipp oder Geldvernichter: Wie geht es am chinesischen Aktienmarkt weiter?

Alle Jahre wieder findet sich Chinas Aktienmarkt als Geheimtipp in den Jahresstart-Prognosen der Analystengemeinde. Extrem günstig bewertet sei der Markt, kurz vor einem Turnaround.  Doch der blieb aus, jedes Mal. Keine andere Region sehen Investoren derzeit so kritisch wie das Reich der Mitte. Über die vergangenen fünf Jahre gesehen, liegt die Performance des marktbreiten chinesischen Index CSI 300 bei null. Der MSCI World legte im gleichen Zeitraum rund 80 Prozent zu. Also weiter Hände weg von China? Zuletzt mehrten sich die Anzeichen einer Erholung des chinesischen Aktienmarktes.

Nach dem überlangen Corona-Lockdown und in der nach wie vor schwelenden Immobilienkrise kam die chinesische Wirtschaft nicht wieder in Schwung. Staatlich gelenkt wurden Überkapazitäten produziert, die keine Gewinne erwirtschafteten. Die chinesischen Konsumenten halten ihr Geld zusammen und sitzen auf einem rekordhohen Sparvolumen von geschätzt 20 Billionen Dollar. Gleichzeitig leidet die Gesellschaft unter hoher Jugendarbeitslosigkeit und Überalterung. Dem Staat ist es bislang nicht gelungen, das Vertrauen der Konsumenten und Investoren nachhaltig zurückzugewinnen.

Was hat sich geändert?

2024 sah es lange so aus, als wäre mit chinesischen Aktien weiterhin kein Geld zu verdienen – bis Ende September ein neues Konjunkturpaket der Chinesischen Zentralbank in Aussicht gestellt wurde. Verkündet wurde ein ganzes Bündel an monetären und fiskalischen Maßnahmen. Zinsen sollen gesenkt und Anreize für den Erwerb von Wohneigentum gesetzt werden. Banken sollen mit mehr Bargeld versorgt werden, ein Aktienstabilisierungsfonds wurde geplant. Die Regierung hat noch weitere Schritte angedeutet. Daraufhin sprang der chinesische Aktienindex CSI 300 zeitweise um bis zu gut 30 % nach oben.

China hat inzwischen eine führende Rolle in der globalen industriellen Transformation eingenommen. So ist das Land Weltmarktführer bei Solarmodulen, zivilen Drohnen, Lithium Batterien und Smartphones. Die kürzliche Vorstellung der künstlichen Intelligenz Deepseek warf die Frage auf, wie gut es um die Technologieführerschaft der USA tatsächlich bestellt ist.

BRICS-Staaten machen sich vom Westen unabhängiger

Mit BRICS+ baut China mit Partnern wie Brasilien, Russland und Indien ein alternatives Handels- und Währungssystem des globalen Südens auf und wird damit unabhängiger von westlichen Industrieländern. Und damit auch von Trumps Zöllen und neuen Handelsbarrieren. Seit dem Amtsantritt Trumps ist der Hang Seng Tech um rund 15 % gestiegen, während der Nasdaq100 auf der Stelle tritt. Zugleich sind die Chinesischen Technologieriesen wie Alibaba, Baidu, Tencent und Co. nach wie vor deutlich günstiger bewertet als ihre Pendants in den USA. So liegt das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Nasdaq derzeit bei rund 39, während der Hang Seng Tech mit durchschnittlich gut 20 KGV nur halb so hoch bewertet ist.

Fazit

Der chinesische Aktienmarkt ist derzeit einer der am attraktivsten bewerteten Märkte der Welt. Die niedrigen Bewertungen sind Folge vielfältiger Probleme, die nicht kurzfristig gelöst werden können. Die Risiken chinesischer Aktien bleiben – gerade angesichts eines drohenden Handelskrieges – weiter hoch. Enorme Chancen eröffnen sich, wenn es China gelingt, die inländischen Konsumenten wieder zu aktivieren. Wer auf der Suche nach Überrenditen und Alternativen zu den hoch bewerteten Magnificent 7 ist, dem bietet China eine interessante Chance.

Über die Autorin

Stefanie Dyballa von der KSW Vermögensverwaltung

Als gelernte Bankkauffrau und Betriebswirtin IHK verfügt Stefanie Dyballa über eine mehr als 20-jährige Expertise in der Beratung wohlhabender Privatpersonen und Unternehmen. Nach einer Ausbildung bei der Commerzbank AG in Nürnberg übernahm Stefanie Dyballa 2003 die Position der Private Banking Beraterin. Ab 2011 begleitete sie für sieben Jahre große Firmenkunden und Institutionelle in den Themen Währungs-, Rohstoff- und Assetmanagement.
Die Leidenschaft für Wertpapiere führte sie 2018 zurück in das Privatkundengeschäft. Im Wealth Management Nürnberg der Commerzbank AG übernahm sie als Senior Anlagemanagerin die Beratung anspruchsvoller, vermögender Privatpersonen. Ihre ausgesprochen hohe Kundenorientierung und individuelle Betreuung führt Stefanie Dyballa seit Januar 2023 als Portfoliomanagerin bei der KSW fort.